„MAN MUSS LERNEN, DER EIGENEN SPUR ZU FOLGEN …“

Friedrich Ani

„Ich beschäftige mich sehr lange damit, wie die Hauptfiguren sind, was das für Wesen sind, was die umtreibt und welche Konflikte die haben, welche Nöte, welche Schmerzen, welche Sehnsüchte. Das ist das Wichtigste noch vor der Geschichte. Eine Geschichte gibt´s am Anfang immer nur ganz knapp, es ist eigentlich mehr eine Art Vision von einer Geschichte. Durch die Figuren entstehen nach und nach Zusammenhänge und vielleicht so etwas wie die Grundstruktur einer Geschichte.“ Friedrich Ani

Friedrich Ani, der Schöpfer des Vermisstenfahnders „Tabor Süden“, ist einer großen Lese-Fangemeinde als Kriminalschriftsteller, Hörspiel- und Drehbuchautor, aber auch als Jugend- und Kinderbuchautor und last but not least als Lyriker bekannt. Der mehrfach ausgezeichnete Preisträger, der unter anderem den deutschen Krimipreis erhalten hat, ist ein wachsamer Beobachter von Kindern und Jugendlichen. Seine intensive, fast akribische Beschäftigung mit seinen Hauptfiguren und deren Gestaltung macht seine Texte wie den Kriminalroman „Totsein verjährt nicht“ so fesselnd.

Friedrich Ani thematisiert in dieser fiktiven Geschichte, die auf einem realen Fall basiert, das mysteriöse Verschwinden der Peggy Knobloch. Immer wieder sind es einsame, verlorene Figuren, die dem Schriftsteller besonders am Herzen liegen: „Die, die immer versuchen, am meisten bei sich selbst zu sein. Die etwas Verlorenen, Einsamen. Die, die sich eher an der Hauswand entlangdrücken, als schreiend durch die Straßen zu laufen.“

Friedrich Ani gelingt es, die Schmerzen und Sehnsüchte der Protagonisten dem Leser wirklich nahezubringen und damit eine Sprache gegen das Schweigen zu finden. Aber auch das besondere Potenzial seiner Figuren lässt diese durchaus aus ihrem Schattendasein ins Licht hervortreten. Dem Leser bleibt nicht verborgen wie etwa Sonja, in dem Jugendbuch „Wie Licht schmeckt“, dem vierzehnjährigen Lukas als blindes Mädchen einen ganz neuen Blickwinkel auf seinen Mikrokosmos und die Welt an sich ermöglicht. Und Lukas, der unterwegs in der Großstadt ist, Beckett liest, spaßig schweigen kann und „elektrische Schmetterlinge im Bauch“ hat, fragt sich etwa, ob Sonja zumindest einen winzigen Ausschnitt des schönsten Abendlichtes in der Maximilianstraße sehen konnte. „Einen Fingerhut voll Sonne …“

Wir haben Friedrich Ani, der mit 11 Jahren, übrigens im gleichen Alter wie Agatha Christie, begonnen hat zu schreiben und seine Mitschüler mit Kurzgeschichten zu unterhalten, nach den Geheimnissen des erfolgreichen Schreibens gefragt. Die Nachwuchsautoren interessierten sich auch für Anis bevorzugte Münchner Schauplätze, eventuelle Lieblingsbücher des Autors, Tricks und Tipps für die Gestaltung einer guten Geschichte …

Wir danken Friedrich Ani für das spannende Interview!

Gitta Gritzmann, Vorsitzende des Vereins „Kinder lesen und schreiben für Kinder e.V.“

Interview:

Reporter: Welche Bücher haben Sie denn früher am liebsten gelesen?

Ani: Ich hab am liebsten gelesen … Abenteuerromane. Also Bücher, in denen jemand wo anders hingegangen ist, die Stadt gewechselt hat, oder das Land, oder den Kontinent. Ich mochte gerne Bücher, in denen Leute für sich etwas erfunden haben, also ein neues Leben zum Beispiel, so Geschichten wie Robinson Crusoe, wo jemand plötzlich in einer anderen Umgebung ist und schauen muss, dass er überlebt.

Reporter: Welches Buch ist heute Ihr Lieblingsbuch?

Ani: Heute hab ich kein Lieblingsbuch. Ich hab ein paar Autoren, die ich immer wieder lese, auch Bücher, in die ich immer wieder rein lese, aber es gibt kein Buch, das mir so wichtig ist, dass ich es als Lieblingsbuch bezeichnen würde.

Reporter: Haben Sie irgendwelche Buchtipps für uns?

Ani: Buchtipps, das ist schwierig. Ich lese sehr unterschiedliche Sachen, natürlich auch Kriminalromane, aber auch Lyrik und Erzählungen. Vielleicht kann ich ein Buch empfehlen, eine Art Sammelband des russischen Schriftstellers Anton Tschechow, das „Anton Tschechow Lesebuch“. In diesem Buch sind verschiedene Texte Tschechows, Briefe, Kurzgeschichten, Aufsätze und so weiter und das ist sehr, sehr interessant, weil es darin auch oft ums Schreiben geht.

Reporter: Waren Sie denn ein guter Schüler? Und was waren Ihre Lieblingsfächer?

Ani: Ich war ein eher mittlerer Schüler. Ich hab das Gymnasium besucht und das hat mich ziemlich gefordert, ich war ein bisschen an meinen Grenzen in manchen Fächern. Gut war ich in Deutsch, Musik und in Sport, das meiste in den anderen Fächern hab ich sehr, sagen wir mal selten, verstanden. Ich hab versucht, über die Runden zu kommen, das ist mir dann auch gelungen, aber ich war kein guter Schüler. Ich war auch kein engagierter Schüler, ich habe mich schwer getan mit dem Lernen. Nicht in Musik und nicht in Deutsch, aber sonst schon.

Reporter: Gibt es einen Ort, an dem Sie am liebsten ein Buch lesen?

Ani: Meiner Meinung nach ist jeder Ort geeignet, um ein Buch zu lesen. Es gibt keine Orte, die nicht geeignet sind, man kann sich immer in ein Buch zurückziehen. Da muss man natürlich eine gewisse Technik entwickeln, wenn man viel unterwegs ist, oder wenn man viel draußen ist oder unter Leuten. Menschen neigen ja dazu, Bücherleser zu bedrängen und irgendwie komisch anzuschauen. Da muss man sich drüber hinwegsetzen und in seinem Buch verschwinden. Ich glaube, dass das überall geht. Man kann überall lesen – ein Buch ist immer stärker als die Umgebung.

Reporter: Haben Sie Kinder? Und was können Erwachsene von Kindern lernen?

Ani: Ich habe keine Kinder, aber ich glaube, dass man von Kindern mehr lernen kann als von Erwachsenen. Meine Erfahrung mit Kindern in meinem bisherigen Leben ist, dass ich durch Kinder und Jugendliche eine Menge über mich gelernt habe, über meine Fehler und über meine seltsamen Ansichten, über Menschen und über ihre Emotionen. Ich hab auch immer wieder versucht, mir von Jugendlichen ihre Direktheit und die Ehrlichkeit abzuschauen, auch den Zorn. Das ist etwas, was ich als Jugendlicher kaum kannte, ich war ein sehr ruhiger, in mich gekehrter Junge, und ich bin heute ein sehr großer Beobachter von Kindern und Jugendlichen.

Reporter: Wann haben Sie denn Ihr erstes Gedicht geschrieben?

Ani: Mein erstes Gedicht habe ich mit ungefähr acht Jahren geschrieben.

Reporter: Wann haben Sie angefangen, Geschichten zu schreiben? Und welche Gattung?

Ani: Ich hab angefangen, Geschichten zu schreiben, da war ich elf. Das war in der zweiten Klasse im Gymnasium. Da habe ich festgestellt, dass ich in der Lage bin, meine Mitschüler mit Kurzgeschichten zum Lachen zu bringen. Einige Jahre lang habe ich mehrmals im Jahr eine Kurzgeschichte geschrieben zu irgendeinem Thema, wenn irgendwas los war, ich fand das toll, wenn die anderen sich amüsiert haben darüber.

Reporter: Wie und wo bekommen Sie denn die Ideen für Ihre Bücher?

Ani: Ich habe oft drüber nachgedacht, woher das kommt, mit den Ideen, oder woher die Geschichten kommen, die Figuren. Ich weiß es immer noch nicht. Ich habe die Vorstellung, dass die Figuren einfach zu mir kommen, dass ich nur warten muss. Vielleicht habe ich bestimmte Antennen in mir, die Geschichten empfangen und Figuren anlocken. Ich bin kein Ideensammler. Es gibt ja Autoren, denen fällt etwas ein, wenn sie unterwegs sind oder in der Badewanne sitzen oder irgendwo ganz wo anders sind. Plötzlich fällt ihnen etwas ein und sie schreiben’s auf einen Zettel, für später. Ich mach’ das nicht. Ich sammle überhaupt keine Ideen. Ich gehe von einem Buch zum nächsten. Wenn ich mich mal entschlossen habe, eins zu schreiben, dann versuche ich schon, mich inspirieren zu lassen und die Ideen irgendwie zu finden, aber ich gehe nicht in Archive. In meine inneren Archive schon, aber ich geh nicht an meine Schubladen, das ginge gar nicht, weil ich überhaupt keine Schubladen habe.

Reporter: Woher haben Sie die Vorstellung, was Ihre Leserinnen und Leser interessiert?

Ani: Keine Ahnung. Ich schreibe in erster Linie für mich, also ich schreibe nicht für ein Publikum. Ich sitze nicht bei mir zu Hause und denke mir: „Was könnte einem imaginären Publikum da draußen gefallen?“ Das ist mir völlig fremd. Ich schreibe eine Geschichte, weil ich davon überzeugt bin, dass ich die Geschichte schreiben muss und weil die Geschichte mich selbst interessiert und die Figuren; und wenn’s dann Leser dafür gibt, ist es wunderbar.

Reporter: Sind eigentlich nur wahre Geschichten die Grundlage für Ihre Bücher?

Ani: Nein, in meinen Geschichten sind nur kleine Ausschnitte von einer Wirklichkeit vorhanden. Ich benutze nur die Teile einer wahren Geschichte, die ich gebrauchen kann für meine erfundenen Geschichten.

Reporter: Aber Sie sind ja doch immer relativ realitätsnah. Also so richtige Fantasy-Geschichten oder so schreiben Sie nicht, oder?

Ani: Nein, das stimmt, nicht Fantasy, das ist ja ein anderes Genre. Ich schreibe Krimis oder meine Jugendbücher, die keine Krimis sind. Diese Geschichten handeln von realen Menschen, also von Figuren, die es geben könnte, oder die es vielleicht sogar gibt, im schlimmsten Fall bei manchen meiner Figuren. Ich halte auch Augen und Ohren offen. Dadurch, dass ich mich entschieden habe, eine bestimmte Geschichte zu schreiben, oder dass es sich so ergeben hat, dadurch bin ich schon in einer – wie auch immer man sie genau definieren möchte – Realität. Sie ist etwas Greifbares, nicht Fantasy, das stimmt. Vielleicht Horror, oder so.

Reporter: Alltagshorror.

Ani: Ein realistischer Horror.

Reporter: Wie viel von Ihrem selbst Erlebten steckt in ihren Büchern?

Ani: Ich hoffe, so viel wie möglich. Denn es sind ja meine Bücher und meine Figuren und ich bin schon sehr anwesend, wenn ich schreibe.

Reporter: Gibt es viele Parallelen zu Simon Kesselbeck? Das interessiert mich jetzt mal speziell.

Ani: Ja. Es gibt viele Parallelen, aber es gibt auch zu anderen Figuren Parallelen, das ist ganz klar. Bei manchen kommt das vielleicht ein bisschen besser raus, aber das ist ja toll, denn mich kennt ja niemand. Es ist egal, was ich schreibe, es kommt immer die Frage: „Ist das autobiografisch?“ Ich finde, das eine interessante Frage, weil sie ein bisschen naiv ist. Wer kennt schon den Autor? Was wissen wir von einem Autor, dessen Bücher wir lesen? Was ist denn dessen Autobiografie? Also, was ist dessen Leben, was hat der erlebt? Wir wissen gar nichts! Wir können es ein bisschen googeln, da steht dann irgendwas im Internet, aber das sind meist nur Äußerlichkeiten, insofern bin ich beruhigt. Bei mir ist alles autobiografisch.

Reporter: Im Prinzip kann man ja auch nur Sachen beschreiben, von denen man selber eine ungefähre Ahnung hat, oder? Gewohnheiten zum Beispiel wird man nicht von anderen Leuten beschreiben, die man gar nicht kennt. Die müsste man sich ja dann so ausdenken und sagen, das könnte jetzt sein, dass jemand diese Angewohnheit hat.

Ani: Das geht schon. Man kann Verhaltensweisen und Angewohnheiten und Ticks und alles Mögliche, auch Gefühle, herstellen, sie simulieren, wenn man ein wachsamer Mensch ist und das sollte man ja sein, wenn man schreibt. Man muss nicht alles hautnah erlebt haben. Man muss es nur nachempfinden können, so dass dann auch der Leser im besten Falle nachempfinden kann, was diese Figur umtreibt in diesem Buch.

Reporter: Wenn Sie eine neue Geschichte schreiben, denken Sie dann zuerst darüber nach, wie Sie sie strukturieren, oder schreiben Sie einfach drauf los?

Ani: Ich hab ganz früher versucht, drauf los zu schreiben, weil ich mir das so toll vorstellte, aber das ist völlig unsinnig für mich. Wenn ich eine neue Geschichte anfange, dann ist es so, dass ich mich zuerst mit den Hauptfiguren beschäftige. Ich beschäftige mich sehr lange damit, wie die Hauptfiguren sind, was das für Wesen sind, was die umtreibt und welche Konflikte die haben, welche Nöte, welche Schmerzen, welche Sehnsüchte. Das ist das Wichtigste, noch vor der Geschichte. Eine Geschichte gibt’s am Anfang immer nur ganz knapp, es ist eigentlich mehr eine Art Vision von einer Geschichte. Durch die Figuren entstehen nach und nach Zusammenhänge und vielleicht auch so etwas wie die Grundstruktur einer Geschichte.

Reporter: Welche Figuren in Ihren Geschichten bedeuten Ihnen besonders viel?

Ani: Die, die immer versuchen, am meisten bei sich selbst zu sein. Die etwas Verlorenen, Einsamen. Die, die sich eher an der Hauswand entlangdrücken, als schreiend durch die Straßen zu laufen.

Reporter: Nun mal wieder zurück zur greifbaren Realität. Seit wann leben Sie in München?

Ani: Mein erstes Zimmer in München hab’ ich mir vor dreiunddreißig Jahren genommen.

Reporter: Welcher Stadtteil gefällt Ihnen am besten, oder haben Sie einen Lieblingsplatz in München?

Ani: Na ja, ich lebe in Giesing und das ist eigentlich auch mein Lieblingsstadtteil, aber ich mag auch andere Stadtteile. Ich bin gern in Bogenhausen, ich hab’ auch die Innenstadt gern, die Altstadt. Das sind eigentlich so meine drei Lieblingsecken.

Reporter: Was lieben Sie an München und was mögen Sie nicht so gerne?

Ani: An München liebe ich, dass ich keine Wahl habe, also ich komm’ nicht aus. München ist meine Heimatstadt und ich liebe alles Mögliche. Aber ich mag auch alles Mögliche nicht. Ich habe aufgehört, darüber nachzudenken, denn es bringt mir nichts. Ich bin sowieso hier und komme nicht weg.

Reporter: Haben Sie in Ihren Büchern auch schon mal einen Ort oder eine Person aus München verwendet?

Ani: Orte aus München habe ich schon viele verwendet, weil die Geschichten oft in München spielen. Da nehm’ ich schon konkrete Stadtteile oder Viertel oder Straßen oder Gegenden her. Menschen noch nicht. Ich versuche das zu vermeiden, dass ich reale Personen umschreibe zu erfundenen Figuren. Das ist mir zu gefährlich, dann beschweren die sich und das ist lästig.

Reporter: Würden Sie das machen, wenn es der Bürgermeister wäre oder so?

Ani: Es gilt für alle, das ist unabhängig vom Beruf oder Ansehen der Person in der Öffentlichkeit. Es ist einfach grundsätzlich so, dass ich versuche da aufzupassen. Niemand soll sich eins zu eins oder eins zu zwei in einer Geschichte wiederfinden.

Reporter: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Haben Sie da irgendwelche konkreten Vorstellungen?

Ani: Mit der Buchgestaltung, meinst du, und mit dem Schreiben, oder?

Reporter: Auch das.

Ani: Das ist eine Frage, die ich kaum beantworten kann. Wer weiß, was morgen ist. Ich plane weitere Bücher mit meiner Figur Tabor Süden. Das ist einer, der Verschwundene sucht, also ein Vermisstenfahnder. Das plane ich und ich hab’ da auch schon Verträge; ansonsten mach’ ich nicht viel. Ich warte. Ich bin gerade in einer Phase des Abwartens.

Reporter: Ich denke, das ist eine gesunde Einstellung. Zumindest hab ich sie auch.

Ani: Dann passt’s ja!

Reporter: Und zum Glück werden Sie nicht nach Berlin ziehen.

Ani: Um Gottes willen!

Reporter: Ja, wir sind alle sehr dankbar dafür! Noch eine Frage: Wenn Sie sich selbst in drei Adjektiven beschreiben müssten, was würde Ihnen – ja, ich weiß, dass ist eine etwas komische Frage – aber was würde Ihnen da jetzt so spontan einfallen?

Ani: Drei Adjektive?

Reporter: Ja. Oder Wörter, wenn das einfacher ist.

Ani: Drei Wörter?

Reporter: Ja.

Ani: Passt schon so.

Reporter: (lacht) Okay!

Reporter: Hätten Sie noch irgendwelche Tipps für junge Schriftsteller?

Ani: Tipps? Auf jeden Fall! Sich niemals von irgendwem reinreden lassen. Egal, was die anderen sagen. Einfach weitermachen. Das ist, glaub’ ich, immer das Schwierigste am Anfang. Wenn man etwas vorliest oder herzeigt, gibt es viele Meinungen dazu. Jeder sagt irgendwas. Ja, hm, und so. Man muss lernen, der eigenen Spur zu folgen, das ist gar nicht so schwer. Übrigens auch, wenn man viel Lob bekommt, wenn viele Leute etwas loben, muss man skeptisch sein. Vielleicht loben die ja nur, weil sie irgendwie nett sein wollen oder weil sie sich zufällig irgendwie selbst drin sehen. Also, man muss immer wachsam bleiben, bei dem, was man da macht und darf sich nicht reinreden lassen. Noch ein Tipp ist vielleicht: viel lesen.

Reporter: Das trifft sich gut, denn das hier sind alles echte Leseratten.

Ani: Na, dann ist ja alles gut!

Reporter: Ich habe noch eine Frage zu German Angst. Sie haben mit einer Oberstufenklasse im MTG ja länger über das Buch diskutiert und gesagt, dass sie in der rechten Szene stark recherchiert haben. Ich finde das sehr mutig und habe mich gefragt, ob Sie da auch Angst hatten. Gab’s nicht gefährliche Situationen, in denen Sie gesagt haben: „Hier komme ich jetzt an Grenzen“?

Ani: Angst hatte ich nicht, aber ich hatte gelegentlich Ekelanfälle. Ich fand’s einfach unangenehm. Unangenehme Leute, unangenehme Gedanken und blöde Texte, die ja auch publiziert werden. Also, das war eher so ein Gefühl von Kotz-Würg, allein deswegen. Ich habe ja auch keinen aufklärerischen Impuls, es gibt schon genügend Leute, die das machen. Ich hab’ einfach gemerkt, da ist eine gewisse Hässlichkeit in allem. Aber Angst hatte ich nie.

Reporter: Dann bedanke ich mich jetzt mal im Namen der Runde für das Interview. Das war sehr schön.

Ani: Ja. Ich danke euch auch.

Das Interview führte Gitta Gritzmann 2011 zusammen mit dem Nachwuchsautoren Alexandra Paulus, Rebecca Müller, Carolin Tratz, Markus Friesenegger und Anton Oberparleiter.
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